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Polens Mobilmachung März 1939

Historiker Stefan Scheil: „Frau Steinbach hat recht“ (Sprecherin der Vertriebenen)

aus der Zeitung: Junge Freiheit 09.09.2010
www.jungefreiheit.de

Herr Scheil, Frau Steinbach hat mit ihrer Aussage, Polen habe bereits im März 1939 mobilgemacht, für Empörung in den Reihen der Union gesorgt. Können Sie die Aufregung verstehen?

Scheil: Ich kann die Reaktionen nicht nachvollziehen. Offenbar fehlt es den Beteiligten in der Union mittlerweile an elementaren historischen Kenntnissen.

Wieso?

Scheil: Natürlich hat Frau Steinbach recht mit ihrer Aussage. Die polnische Regierung hat im März 1939 eine umfassende Teilmobilisierung ihrer Streitkräfte angeordnet, etwa eine dreiviertel Million Mann. Und diese Mobilisierung war keineswegs geheim, sondern wurde auch öffentlich bekundet. Die in Warschau akkreditierten Militärattachees hielten damals einen sofortigen polnischen Angriff auf Deutschland für möglich. Das ist bekannt. Genauso wie die polnischen Einmarschdrohungen der zwanziger und frühen dreißiger Jahre

Wenn das alles allgemein bekannt ist, warum dann die heftigen Reaktionen bis hin zu Rücktrittsforderungen?

Scheil: Ich denke, es handelt sich dabei um Angstreaktionen vor den politischen Folgen solcher Äußerungen. Es gibt ganz offensichtliche historische Wahrheiten, die im politischen Diskurs mit einem Tabu belegt sind.

Das Deutsche Reich alleine hat den Weltkrieg nicht verursacht

Warum?

Scheil: Der geschichtspolitische Diskurs über historische Fakten hat, vielen politischen Erklärungen zufolge, der Versöhnung zu dienen, auf Basis der Anerkennung deutscher Alleinverantwortung. Einen anderen Diskurs, der alle historischen Fakten miteinbezieht und doch der Versöhnung dient, kann sich die deutsche Politik offenbar nicht vorstellen.

Kritiker werfen Frau Steinbach nun vor, sie relativiere mit ihrer Aussage die deutsche Alleinschuld am Ausbruch des Zweiten Weltkrieges.

Scheil: Was so auch nicht richtig ist. Schließlich ist die Schuld Deutschlands am Zweiten Weltkrieg durchaus als relativ anzusehen. Das Verhalten Deutschlands vor Kriegsausbruch darf nicht für sich allein betrachtet werden. Auch die Politik und Diplomatie Polens, der Sowjetunion, Englands und Frankreich und nicht zuletzt der USA spielen eine Rolle. Das Deutsche Reich alleine hat den Weltkrieg nicht verursacht.

Dr. Stefan Scheil ist Historiker und Autor zahlreicher Buchveröffentlichungen zur Vorgeschichte und Eskalation des Zweiten Weltkriegs, sowie zum politischen Antisemitismus in Deutschland. Er wurde 2005 mit dem Gerhard-Löwenthal-Preis für Journalisten ausgezeichnet und veröffentlicht neben Beiträgen für die Frankfurter Allgemeine Zeitung auch regelmäßig in der JUNGEN FREIHEIT. (krk)
auch www.vernichtungskrieg.de
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ES IST JETZT 71 JAHRE HER – Unsere Eltern und Großeltern und der Reichskanzler wollten keinen Krieg ! Konnten sie gar nicht; gegen die ganzen Mächte waren sie nicht gerüstet und nach dem 1.Weltkrieg wollte niemand einen Krieg, höchstens einen kurzen, um die polnischen Grausamkeiten zu beenden. Hitler mußte die Atlantikküste besetzen später, wegen der Alliierten Kriegserklärungen und der Bedrohung durch die (versteckten) US Kriegstreiber, siehe Dirk Bavendamm: Roosevelts Krieg oder Stefan Scheil
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Erika Steinbach hat recht!
Michael Grandt
Auschnitt – aus: info.kopp-verlag.de

Erneut entrüsten sich politisch korrekte „Gutmenschen“ und werfen der Präsidentin des Vertriebenenverbandes vor, revisionistische Geschichtsklitterung zu betreiben, weil sie sagte, Polen hätte bereits im März 1939 mobil gemacht.

Obwohl die damalige deutsche Regierung erwartete, dass aufgrund mehrerer erfolgter Besprechungen mit Vertretern der polnischen Regierung die Minderheitenfrage und die Frage bezüglich Danzig und dem Korridor einer Regelung zugeführt würde, hatte diese Besprechung die gegenteilige Wirkung.

Als Antwort ordnete Polen am 21. März 1939 eine Teilmobilmachung an (1), die nur gegen Deutschland gerichtet sein konnte. Der britische Premierminister Chamberlain erklärte sogar einige Monate später, genauer am 10. Juli 1939 im Unterhaus, dass diese Teilmobilmachung der polnischen Armee alles andere als geeignet war, günstige Voraussetzungen für weitere Verhandlungen zu schaffen.

Belege für die polnische Teilmobilmachung:

Telegramm von Moltke, dem deutschen Botschafter in Warschau, an das Auswärtige Amt vom 24. März 1939: Er teilt mit, dass in Polen kurzfristig drei bis vier Jahrgänge und Reserveoffiziere technischer Truppen eingezogen werden (2).

Bericht des deutschen Konsuls in Gdingen, Hofmann, an das Auswärtige Amt vom 24. März 1939: Auch er bestätigt die Einberufung von drei Jahrgängen, die direkt vom Arbeitsplatz abberufen wurden. Des Weiteren sei die polnische Kriegsflotte bereits am 23. März 1939 ausgelaufen. Schießübungen der Kriegsschiffe hätten stattgefunden. Vier Kompanien der polnischen Armee seien zudem auf der Halbinsel Hela stationiert worden (3).

Aufzeichnung von Fürst von Bismarck von der Politischen Abteilung des Auswärtigen Amtes in Berlin vom 25. März 1939: Er gibt an, das Oberkommando der Wehrmacht hätte ihm die polnischen Mobilisierungsmaßnahmen mitgeteilt (4).

Die {weitere – hinzugefügt vom mir – oder es war vorab bekannt?} polnische Aggressivität war eine Folge des Garantieversprechens vom 31. März 1939 durch England an Polen. Deutschland hatte guten Grund zu glauben, dass die Teilmobilmachung der polnischen Armee durchaus ernst gemeint war (darauf komme ich weiter unten zurück). Sie verstieß zudem gegen den deutsch-polnischen Vertrag von 1934.

Hintergrund I: Das Deutsche Reich wird zweigeteilt

Durch die Schaffung des Polnischen Korridors (eine Folge des Versailler Vertrages) wurde nicht nur das Selbstbestimmungsrecht der Völker verletzt – ist doch auf diese Weise mehr als eine Million Deutsche unter polnische Herrschaft gekommen –, sondern es wurde darüber hinaus durch die Aufteilung des Staatsgebietes des Deutschen Reiches in zwei völlig voneinander getrennte Territorien ein Zustand geschaffen, der nicht nur jeder wirtschaftlichen Vernunft widersprach, sondern darüber hinaus vom ersten Tage an die Ursache für dauernde Reibungen und Zwischenfälle werden musste.

Tatsächlich ist vom Tage der Unterzeichnung des Versailler Friedensvertrags an die Forderung nach einer Revision des Vertrags gerade in der Frage des Polnischen Korridors zu keiner Stunde verstummt. Es hat in Deutschland keine Partei und keine Regierung gegeben, die nicht die Notwendigkeit einer Revision des Vertrags vor allem in diesem Punkt anerkannt und verlangt hätte.

Hintergrund II: Polens Terror gegen Deutschstämmige

Tatsache ist ebenfalls, dass im Laufe von zwei Jahrzehnten nicht weniger als etwa eine Million Deutsche gezwungen wurde, ihr Siedlungsgebiet zu verlassen. Zwanzig Jahre lang – zwanzig Jahre – betrieb Polen eine konsequente Entdeutschungspolitik, vor allem in ihren Westgebieten (5).

Im Januar 1939 beurteilte der deutsche Generalkonsul in Thorn die Lage wie folgt:

»Neben den das Deutschtum hier allmählich vernichtenden Maßnahmen der polnischen Behörden gehen Angriffe polnischer Verbände einher. Solche Angriffe werden seitens des berüchtigten Westverbandes in aller Öffentlichkeit gegen deutsche Geschäfte und Handwerker geführt, mit dem Ziel, diese Geschäfte durch Boykottierung zu vernichten.« (6)

Der deutsche Botschafter in Warschau schrieb am 25. Februar 1939:

»Die deutschfeindliche Demonstration vor dem Botschaftsgebäude ist die schärfste Kundgebung, die seit den letzten acht Jahren hier stattgefunden hat. Während einer Viertelstunde wechselten Sprechchöre ab mit Rufen wie ›Nieder mit Hitler!‹, ›Fort mit den deutschen Hunden!‹, ›Es lebe das polnische Danzig!‹« (7)

Im April/Mai (!) 1939 wurden regelmäßig Überfälle und Angriffe auf die deutsche Minderheit in polnisch besetzten Gebieten verzeichnet (8).

Der britische Botschafter Nevile Henderson teilte seiner Regierung am 16. August 1939 mit:

»Wenn ein Waffenstillstand bewahrt werden soll – und dies ist die letzte Hoffnung –, dann muss die Misshandlung der deutschen Minderheiten in Polen beendet werden. Ich wünschte, dass einige englische Zeitungen Korrespondenten dorthin schicken, um sich selbst zu informieren.« (9)

Noch vor – vor dem Krieg wurden polnische Konzentrationslager (10) eingerichtet, worin die deutsche Minderheit eingewiesen werden sollte. Und tatsächlich begann in den ersten Kriegstagen die Verhaftung und Verschleppung von 15 000 Deutschen; mehr als 5000 davon fanden bei den Verschleppungen und örtlichen Massakern den Tod (11).
— nach Kriegsbeginn dann: Bromberger Butsonntag—

Hintergrund III: Polen war kein »unschuldiger Opferstaat«

Bereits am 29. März 1939 hatte der polnische Botschafter Lukaszkiewicz gegenüber seinem amerikanischen Kollegen über die deutsch-polnischen Gespräche geäußert:

»Das Endziel der Aktionen ist nicht der Friede, sondern die Hervorrufung eines Umsturzes in Deutschland.«(15)

Das musste die deutsche Führung sehr ernst nehmen, denn Polen war in ihren Augen nicht das unschuldige Land, das einer rücksichtslosen deutschen Aggression zum Opfer fiel, sondern im Gegenteil seit Langem eine sehr kriegerische Außenpolitik gegenüber anderen Staaten und auch gegen Deutschland betrieb.

Ich skizziere die einzelnen Punkte:

* 1. Am 26.12.1918, also vor den Friedensverhandlungen in Versailles, begann die gewaltsame Besetzung des bis dahin deutschen Posener Landes durch polnische Streitkräfte und die Vertreibung der deutschen Verwaltung; später wurde das Posener Land ohne Volksabstimmung Polen zugesprochen.

* 2. Die Polen versuchten mit Waffengewalt das mehrheitlich deutschbewohnte Gebiet von Westpreußen zu erobern; das mehr als zu 95 Prozent aus Deutschen bestehende Danzig wurde eine »Freie Stadt« und große Teile des restlichen Westpreußens mussten an Polen abgetreten werden.

* 3. Polen überfiel im Jahre 1919 Ostgalizien, wo eine Westukrainische Volksrepublik ausgerufen worden war, und erhielt am 21.11.1919 von der alliierten Botschafterkonferenz ein 25-jähriges Mandat über das Gebiet, aber bereits am 15.3.1923 die volle Hoheit.

* 4. Am 26. April 1920 fiel Polen in die von den Sowjets besetzte Ukraine ein.

* 5. Am 9. Oktober 1919 überfielen polnische Truppen Ostlitauen und eroberten Vilnius.

* 6. Vor und nach der Volksabstimmung in Oberschlesien am 20. März 1921 versuchten polnische Streitkräfte das Gebiet zu erobern; deutsche Freikorpskämpfer verhinderten dies.

* 7. 1920 fielen die Polen in das der Tschechoslowakei zugesprochene Olsa-Gebiet ein.

* 8. Am 20/21. Oktober 1938 besetzten polnische Streitkräfte sechs slowakische Grenzkreise in den Karpaten.

* 9. Am 6. März 1933 landeten polnische Truppen auf der zur Freien Stadt Danzig gehörenden Westerplatte – eine Völkerrechtsverletzung.

* 10. Im August 1939 nahm Polen mehrfach militärische Grenzverletzungen und Beschießungen deutscher Objekte vor. Allein vom 25. bis 31. August 1939 wurden vom deutschen Auswärtigen Amt 43 (!) polnische Grenzüberschreitungen dokumentiert (16), oft mit Schüssen und Todesopfern; deutsche Höfe wurden angezündet, Zollbeamte erschossen und so weiter. Am 23. August wurde sogar ein deutsches Verkehrsflugzeug von polnischer Flak und am 25. August ein deutsches Verkehrsflugzeug von polnischen Kriegsschiffen beschossen.

* 11. Die Generalmobilmachung in Polen erfolgte am 24. August 1939, wurde aber erst am 29. August 1939 öffentlich zugestellt (17).

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Quellen:

(1) Der Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem Internationalen Militärgerichtshof Nürnberg 14. November 1945 – 1. Oktober 1946, veröffentlicht in Nürnberg, Deutschland 1947 (künftig zitiert unter IMT-Protokolle), amtlicher Wortlaut in deutscher Sprache; Sitzung v. 10.4.1946 (IMT-Band 11, S. 231)

(2) Dokument Nr. 204; abgedruckt in: Auswärtiges Amt Nr. 2/1939, Dokumente zur Vorgeschichte des Krieges, Berlin 1939, S. 189

(3) Dokument Nr. 205; Ebd., S. 190

(4) Dokument Nr. 207; Ebd., S. 19

(5) Vgl. dazu ausführlich: Alfred Kotowski: Polens Politik gegenüber seiner deutschen Minderheit 1919-1939, Wiesbaden 1998; darin liegt auch eine Gesamtauswertung polnischer Quellen und Akten vor; Beispiele: Erste Morde an Deutschen geschahen bereits im Mai und Juni 1921 und am 15.5.1927 gab es ein Pogrom in Rybnik (vgl. dazu auch: Karl Hoefer: Oberschlesien in der Aufstandszeit, Berlin 1938, S. 108; Hans Roos: Die Geschichte der polnischen Nation 1918-1978, Stuttgart 1979, S. 91 und Alfred Bohmann: Menschen und Grenzen, Band 1, Köln 1969, S. 38)

(6) Dok. Ribbentrop 144 (2. Weißbuch, Dok. 140: Der deutsche Generalkonsul in Thorn an das Auswärtige Amt am 2.1.1939)

(7) Dok. Ribbentrop 146 (2. Weißbuch, Dok. Nr. 146)

(8) Alfred M. de Zayas/Walter Rabus: Die Wehrmacht-Untersuchungsstelle. Dokumentation alliierter Kriegsverbrechen im Zweiten Weltkrieg, München 1979, S. 249ff.

(9) Documents on Foreign Policy 1919-39, Bd. IV, Dok. 37

(10) KZ Bereza-Kartuska (ab 1926); KZ in Brest-Litowsk; KZ Chodzen zwischen Leslau und Kutno (ab 1939)

(11) Vgl. Auswärtiges Amt (Hrsg): Dokumente zur Vorgeschichte des Krieges, Berlin 1939, S. 10; Peter Aurich: Der deutsch-polnische September 1939, München/Wien 1970, S. 48f., S. 82; Theodor Bierschenk: Die deutsche Volksgruppe in Polen 1934-1939, Kitzingen 1954, S. 319, 348ff., 353; Hans Freiherr von Rosen: Dokumentation der Verschleppung der Deutschen aus Posen-Pommerellen im September 1939, Berlin 1990, S. 19-21

(12) Herder-Institut-Marburg, Zentrum der historischen Ostmitteleuropa-Forschung; Archiv-Datenbank, Bestand 55: »Übersichten über die Zahl der ermordeten Volksdeutschen«; DSHI 100 Bestand 55: »Übersicht über die Zahl der ermordeten Volksdeutschen in den Kreisen der Wojewodschaft Posen«; »Übersichten Wojewoschaften Mittelpolen«

(13) Die Dokumentensammlung des Auswärtigen Amtes »Weißbuch« Nr. 1 ging Ende 1939 von 5437 Toten aus (die NS-Propaganda erhöhte die Zahl später auf 58 000); andere Quellen sprechen von 4332 bis 6300 Toten; als Mindestzahl kann von 3841 Personen ausgegangen werden, wie das Bundesarchiv errechnete (»Die Septemberverluste der Deutschen in Polen«; vgl. dazu auch: Der Kulturwart September 1989/Heft 97, S. 15.; Übersicht zusammengestellt nach Unterlagen des Bundesarchivs in Koblenz); die »Posener Zentralstelle für die Gräber ermordeter Volksdeutscher« enthält dagegen 5495 Karten für Tote und Vermisste (Karol Pospieszalski: Documenta Occupationis, VII, Poznan 1959, S. 70).

(14) Heinz Nawratil: Schwarzbuch der Vertreibung 1945-1948, München 1999, S. 45

(15) 3. Weißbuch, Dokument Nr. 11

(16) Einzeln aufgeführt in: Auswärtiges Amt (Hrsg): Dokumente zur Vorgeschichte des Krieges, S. 307-311

(17) Vgl. dazu: Auswärtiges Amt (Hrsg): Dokumente zur Vorgeschichte des Krieges, Berlin 1939; Alfred Schickel: Deutsche und Polen, Bergisch Gladbach 1984; Gotthold Rhode: Geschichte Polens, Darmstadt 1980; Hartmut Boockmann: Ostpreußen und Westpreußen, Berlin 1992

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siehe auch http://www.vorkriegsgeschichte.de
und hier auch 1939,Der Krieg, der viele Väter hatte

Written by einedeutscheweise

26. September 2010 at 02:12