eine deutsche Weise

einedeutscheweise.wordpress.com

Archive for März 2012

Der Trifels

with one comment

Burg Trifels, schon von den Saliern auf gewaltigem Felsstock über dem Annweilerer Tal in der Pfalz, angelegt,
wurde unter den Staufern des Reiches sicherster Hort.

(westlich von Landau)

August Becker
..

Der Trifels und seine Nebenburgen:
Anebos und Münz (Scharfenberg), von Josef Victor von Scheffel
als „Burgendreifaltigkeit“ besungen.

Noch schwellt kein Grün der Buchen Kronen,
Doch singt die Drossel schon vom Ast,
Und mit dem Weiß der Anemonen
Mischt sich der Primel gelber Glast;
Annweilers Berge seh’ ich wieder
Und ihre Burgdreifaltigkeit,
In Ehren alt, vernarbt und bieder,
Kriegszeugen deutscher Kaiserzeit….

………………………………

August Becker in „Die Pfalz und die Pfälzer“ 1858 :
…hat kein anderes Bergschloß diese große Geschichte; es ist ja die Geschichte des deutschen Reiches selber, der untergegangenen Größe und Macht unseres Volkes, das wenig mehr von seiner einstigen Herrlichkeit hat, wie den Trifels, der in Trümmern liegt. Doch es sind gewaltige Trümmer und Ehrfurcht erweckend noch in ihrem Fall, und aus ihrem Schutt erhebt sich die Poesie und der Geist der alten Zeit und wir lullen uns ein in die Träume von der großen Vergangenheit und von der schönen Zukunft, die kommen wird, wenn der alte Barbarossa im unterirdischen Gewölbe der Burg erwacht aus seinem langen Zauberschlaf. Dann wird sein Volk wieder einig und stark werden vor den Völkern der Erde und das Reich wird mächtig sein, wie damals, als der Kaiser hier auf seiner Lieblingsburg wohnte und Europa sich vor ihm beugte. Aber wann wird das sein? wann kommt die rechte Stunde des Erwachens?

……………..
( Der ganze Abschnitt aus August Becker: Die Pfalz und die Pfälzer – Der Trifels
befindet sich hier: einedeutscheweise2 als ausgebesserter „Text“ oder dort auch ein Hinweis zu dem Buch in Fraktur-Schrift und unter „Bücher“)

……………………………………………………………….

Hans von Malottki schreibt im Merianheft 1953 (Heft 6):

Geht man die deutschen Lande ab, dann bleiben unter den überragenden Geschichtsmonumenten von gesamtdeutscher Bedeutung nicht viele, die an den Trifels heranreichen. Das Bild der Marienburg im deutschen Osten etwa stellt sich ein oder das der Wartburg in der grünen Mitte Deutschlands. Und hier schon gibt es eine Merkwürdigkeit: von dem ehrwürdigen Ordens-Bollwerk am Nogat-Ufer , von der Stätte des Sängerkrieges und Luthers, weiß jeder etwas; vom Trifels hingegen nicht. Die ragende Schicksalsburg in der Südwestecke unseres Vaterlandes ist nicht in den volkstümlichen Vorstellungsbesitz eingegangen.
(Anmerkung: inzwischen ist der Trifels ein viel besuchter Anziehungspunkt geworden.) Eine der Ursachen dieser Vergessenheit mag im Gang der geschichtlichen Entwicklung selbst begründet sein. Von der Plattform des Kapellenturms fliegt der Blick hinüber zum Runenzug der Hochvogesen. Das ist schon Frankreich, und die Landschaft des Trifels, der Wasgau – der alte Wasichenwald des Walthari-Lieds, das Vorland der Vogesen – ist heute Grenzland. Das Schicksal der Abseitigkeit hat ein Stück deutscher Erde getroffen, das im Mittelalter einmal Herzland und Mitte des Reiches war.So schwand auch der Trifels aus dem allgemeinen Bewußtsein, obschon die Himmel der Vergangenheit , die sich über ihm wölbten, zu den größten und höchsten gehören, unter denen unsere Nation jemals gewandert ist.
In seinen Darlegungen über „Das deutsche Königtum und sein Wirkungsbereich“ hat Th.Mayer deutlich gemacht, wie der Wechsel der deutschen Königsfamilien zugleich immer auch die Verschiebung des politischen und kulturellen Schwergewichts zur Folge hatte. Das merowingische Frankenreich hatte seinen Schwerpunkt noch völlig im Westen, im mittleren Gallien. Zwar finden wir aus Karolingertagen manches castrum in der Pfalz. Aber unter den folgenden sächsischen Kaisern verschiebt sich das Gewicht nach dem deutschen Norden. Erst nach den Ottonen, um die Jahrtausendwende, kehrt mit dem neuen Herrscherhaus der Salier die Bedeutung des Mittelrheins und der Pfalz für die großen Fragen der Reichspolitik zurück. Unter den Saliern und ihren Erben im Geist und im Gut, den Staufern, wird die Pfalz das, was sie fast drei Jahrhunderte bleiben sollte und was ihr Gesicht unauslöschlich geprägt hat: Palatia regis, Königslandschaft, in der die zum Schutz des Königsgutes errichteten Reichsburgen so dicht und so stolz stehen, wie sonst nirgends in deutschen Landen. Die Adelsburgen am Rhein, die um Stolzenfels, mögen bekannter sein, – die Magie des Reichsschicksals haben sie ncht.


Der viekantige mächtige Bergfrit,
der die Zeiten überdauerte, und
dahinter der hohe Pallas,
Professor Esterers Nachgestaltung
staufischer Bauideen.

In der Krypta des Kaiserdomes zu Speyer liegen die Salier begraben. Rheinfranken von Herkunft, Grafen im Worms-, Nahe,- und Speyergau, saßen sie auf der Salierfeste Limburg bei Bad Dürkheim. Der erste Salier, Konrad II., der 1030 den Grundstein zum Speyrer Dom legte, baute auch die erste Steinburg auf dem Trifels. Der letzte dieses Geschlechts, Heinrich V., gab auf seinem Sterbebett den Befehl, die Reichskleinodien, die zum großen Teil wahrscheinlich im Speyerer Dom waren, auf die kaiserliche Burg Trifels zu bringen. Rund 150 Jahre, von 1125 bis 1275, sind die Symbole der höchsten Macht des Reiches dort oben in den beiden Turmkapellen verwahrt gewesen, mit kurzen Unterbrechungen: so als Friedrich Barbarossa sie vorübergehend in die von ihm erbaute Kaiserpfalz Hagenau, die heutige elsässische Stadt, verbringen ließ.

Am Bergfried des Trifels
der staufische Erker der Kapelle,
in der die Reichskleinodien untergebracht waren.

Unter den Staufern erlebte der Trifels seine große Zeit: Sie hatten mit der Königskrone auch das salische Hausgut in der Pfalz gewonnen, die nun – neben dem Elsaß und Schwaben – staufisches Hausland wurde und damit blieb, was sie unter den Saliern geworden war: die Königslandschaft, in der die Reichsburgen sich um den Trifels scharen wie dienende Trabanten; einmal mit der Funktion, die östlichen Zugangswege vom Rhein her durch die Täler zu decken (wie Meisterseel, Ramburg und Scharfeneck über dem Dernbacher Tal, oder Neukastel über dem Leinsweilerer Tal, oder die Madenburg über dem Kaiserbachtal), zum anderen als Sicherung der rückwärtigen westlichen Verbindungen vom Trifels zu den Kaiserpfalzen Kaiserslautern und Hagenau, (wie etwa Lindelbrunn oder Berwartstein).

…………………………….
Der ganze Artikel ist hier zu lesen:
einedeutscheweise2
Merian-heft 1953 Hans von Malottki
…………………………….

Written by einedeutscheweise

4. März 2012 at 01:33

Wach auf wach auf du deutsches Land!

with 8 comments

Wach auf wach auf du deutsches Land!

Ein Lied aus dem Evangelischen Gesangbuch EG 145
Der Thüringer Johann Walter (1496-1570), Hofkomponist Friedrichs des Weisen, Gründer der ersten stadtbürgerlichen Kantorei Deutschlands (1525, Torgau) und Mitarbeiter Luthers an der „Deutschen Messe“, schuf in diesem Sinne den auf einem fliegenden Blatt des Jahres 1561 erstmals schriftlich bezeugten nationalen Aufruf „Wach auf, wach auf, du deutsches Land“.
Text und Musik: Johann Walter 1496 – 1570
in: Die weiße Trommel (1934, nur erste Strophe)

Im Mittelalter war das „Reich der Deutschen“ die Vormacht des Abendlandes. Im 16. Und 17. Jahrhundert entstanden Lieder und Choräle, die sowohl der geistig-geistlichen als auch der politischen Erneuerung, des innerlich geschwächten Deutschlands dienen sollten.

1. Wach auf, wach auf, du deutsches Land!
Du hast genug geschlafen,
bedenk, was Gott an dich gewandt,
wozu er dich erschaffen.
Bedenk, was Gott dir hat gesandt
und dir vertraut sein höchstes Pfand,
drum magst du wohl aufwachen.

2. Gott hat dich, Deutschland, hoch geehrt
mit seinem Wort der Gnaden,
ein großes Licht dir auch beschert
und hat dich lassen laden
zu seinem Reich, welchs ewig ist,
dazu du denn geladen bist,
will heilen deinen Schaden.

3. Gott hat dir Christum, seinen Sohn,
die Wahrheit und das Leben,
sein liebes Evangelium
aus lauter Gnad gegeben;
denn Christus ist allein der Mann,
der für der Welt Sünd gnug getan,
kein Werk hilft sonst daneben.

4. Für solche Gnad und Güte groß
sollst du Gott billig danken,
nicht laufen aus seim Gnadenschoß,
von seinem Wort nicht wanken,
dich halten, wie sein Wort dich lehrt,
dadurch wird Gottes Reich gemehrt,
geholfen auch den Kranken.

5. Du solltest bringen gute Frucht,
so du recht gläubig wärest,
in Lieb und Treu, in Scham und Zucht,
wie du solchs selbst begehrest,
in Gottes Furcht dich halten fein
und suchen Gottes Ehr allein,
daß du niemand beschwerest.

6. Die Wahrheit wird jetzt unterdrückt,
will niemand Wahrheit hören;
die Lüge wird gar fein geschmückt,
man hilft ihr oft mit Schwören;
dadurch wird Gottes Wort veracht‘,
die Wahrheit höhnisch auch verlacht,
die Lüge tut man ehren.

7. Wach auf, Deutschland, ’s ist hohe Zeit,
du wirst sonst übereilet,
die Straf dir auf dem Halse leit,
ob sich’s gleich jetzt verweilet.
Fürwahr, die Axt ist angesetzt
und auch zum Hieb sehr scharf gewetzt,
was gilt’s, ob sie dein fehlet.

8. Gott warnet täglich für und für,
das zeugen seine Zeichen,
denn Gottes Straf ist vor der Tür;
Deutschland, laß dich erweichen,
tu rechte Buße in der Zeit,
weil Gott dir noch sein Gnad anbeut
und tut sein Hand dir reichen.

9. Das helfe Gott uns allen gleich,
daß wir von Sünden lassen,
und führe uns zu seinem Reich,
daß wir das Unrecht hassen.
Herr Jesu Christe, hilf uns nu‘
und gib uns deinen Geist dazu,
daß wir dein Warnung fassen.
……………………….

glaubensstimme.de
Volksliederarchiv
………………………


………………………………….
Kein KultiMulti ! Kein Kommunismus !
——-x——————–x————

Von
deutscheslied.com

folgende Zitate, danke auch vielmals:

Das deutsche Volkslied, der treuste Spiegel deutschen Seelenlebens, deutscher Bildung und Gesittung, war vor der Zeit der Kunstpoesie die alleinige Poesie und das schönste Gemeingut der Deutschen, war in den Zeiten der Not und Zerrissenheit die reichste Quelle des Trostes und der Hoffnung, und in den Tagen einmütiger Erhebung Deutschlands bewies es seine ermutigende und begeisternde Allgewalt. Es war und ist und bleibt unsere schönster Nationalschatz, unser Hort – das deutsche Lied.
Franz Magnus Böhme (1827-1898)

Es ist wohl das erstemal, daß ich dem, was von mir ausgeht, mit Zärtlichkeit nachsehe. Es ist eine Sammlung deutscher Volkslieder mit Klavier.
Johannes Brahms (1833-1897)

Volkslieder
Sie singen von Lenz und Liebe, von sel’ger, goldner Zeit,
Von Freiheit, Männerwürde, von Treu und Heiligkeit;
Sie singen von allem Süßen, was Menschheitsbrust durchbebt,
Sie singen von allem Hohen, was Menschenherz erhebt.
Ludwig Uhland

Neulich als ich bei einer namhaften amerikanischen fast-food-Kette (…), wiedermal Archivarbeit per laptop machte, kam ein ’song‘ über die Musikanlage der sich um ’suicide‘ (Selbstmord) drehte. Solches und Ähnliches serviert die Popkultur in Liedern, Filmen und Computerspielen rund um die Uhr. Die Folgen sind bekannt aber keine Wende ist voraussehbar denn damit werden Unsummen verdient und die Jugend, und damit unsere Gesellschaft, verdirbt.
Melodie ist bekanntlich seit langem aus den allermeisten Popliedern verschwunden. Nur noch primitiver Rhythmus, der sich nicht im geringsten vom Preßlufthammerlärm unterscheidet, nebst Gejaule und Geschrei in den höchsten Tonlagen. Die Spaßgesellschaft hat heute eindeutig gesiegt. Vorwärts – nicht nur in den musikalischen Abgrund!
Und da sitze ich nun versunken in eine andere Welt inmitten dieses Popmusikmülls in der Hochburg der Wegwerfkultur, umgeben von Übergewichtlern die ihre ‚burgers’ reihenweise verschlingen, und den Abfall auf Tischen und sonstwo liegenlassen.
Im Kopfhörer, der den Audiomüll bestens ausblendet, erklingen zünftige oder klassische Klänge – wobei ich mich immer beherrschen muß nicht laut mitzusingen – und die Augen und das Hirn auf musikalischer Großfahrt in alten Liederbüchern! Schön ist’s. Ich genieße die Ironie vollends!
Hubertus Schendel, Juli 2007, Kanada

Wie zu einem erfrischenden Waldquell kehrt der Deutsche immer wieder gern zum Volkslied zurück und erfreut sich trotz der fortgeschrittenen Weltanschauung an solcher Naturquelle, wenn er das hastige, herzlose Alltagstreiben und die Überkunst einmal gründlich satt hat.
Franz Magnus Böhme in ‚Deutscher Liederhort‘

Viele Volksweisen sind wahre Perlen der Tonkunst. Soll doch Beethoven einmal erklärt haben, er gebe seinen ganzen Komponistenruhm um die Erfindung der Volksweise ‚Innsbruck, ich muß dich lassen‘ (Nun ruhen alle Wälder)! Und wahrlich, auch unsere heutigen Tonmeister könnten manchmal mit Nutzen bei dem Volksliede in die Lehre gehn.
Dr. J.W. Bruinier in ‚Das deutsche Volkslied‘. Leipzig, B.G. Teubner, 1914

„Höre fleißig auf alle Volkslieder; sie sind eine Fundgrube der schönsten Melodien und öffnen dir den Blick in den Charakter der verschiedenen Nationen.“
Robert Schumann

Wort und Ton des Volksliedes singen und sagen von guter, echter deutscher Art, von Freiheit und Kraft, von Wahrheit und Recht, von Liebe und Treue. Das alles scheint verloren. Allein es hieße dies alles auch verloren geben, wollte man nicht die Erinnerung daran als Hoffnung und Ansporn halten und pflegen.
Hubertus Schendel, in ‚Zur Pflege des Volksliedes und Volksgesanges.‘ 1920

Es muß etwas in diesen Liedern stecken, was ihnen Stärke gibt, dem Zahn der Zeit zu trotzen, der so schnell an unseren schönsten Opernarien nagt.
Eiwert, A., Ungedr. Rest alten Gesanges, Gießen, 1784

Hubertus Schendel in Canada hat ein großes Musikarchiv.
Und noch folgende Bilder zu „Wach auf du deutsches Land“ – um den Eindruck zu zerstreuen, in „jener“ Zeit sei nichts Christliches erlaubt gewesen oder nicht gesungen worden; es wurden aber manchmal nicht alle Strophen gedruckt. In folgenden Büchern war das Lied auch (unter vielen anderen vor und nach dem Krieg, siehe die Liste von H. Schendel Liste ):

Mädels
Klingendes Leben, Teil 3 – Singebuch für Mädchen, 1941 A81d Seite 16 TextNoten, Satz, 3 stimmig, 3 Strophen, Tonart:F
…………..
HJHJ
Liederblatt der Hitlerjugend 4. Jahresband 1938 (56-76) G SV85 Seite 5 Geistlich, SoldVaterl, TextNoten
…………..
WehrmachtWehrmacht
heinz tiessen, 1940 Chorliederbuch für die Wehrmacht, 1940 SV150 Seite 110 Geistlich, SoldVaterl, TextNoten, Satz, 4-stimmig

Das Volkslied lebt zu allen Zeiten und in allen Landen, so lange Musik erklingt und Menschen singen. In ihm spiegelt sich der Charakter von Völkern und Volksschichten, der Wechsel von Jahres- und Tageszeiten, der Wandel des Lebens von der Jugend bis ins Alter.
Im Volkslied sind Wort und Weise eng miteinander verbunden. Bei der Weitergabe von Mund zu Mund werden bisweilen Text und Melodie verändert. Manche Lieder erscheinen in den verschiedensten Fassungen, ein Beweis dafür, wie sehr sie dem Volke eigen sind.
Viele deutsche Volkslieder wurden im Laufe der Jahrhunderte aufgezeichnet. Wie die Kultur allgemein, so wandelte sich auch der dichterische und musikalische Ausdruck. Es gibt wesentliche Unterschiede zwischen dem älteren und jüngeren Volsklied, wie auch zwischen der älteren und jüngeren Malerei.
Aus der Zeit um 1450 stammt die wertvolle Liederhandschrift ‚Das Lochamer Gesangbuch’. In ihm sind so herrliche Weisen zu finden wie ‚All mein Gedanken’ und ‚Ich fahr dahin’. Besonders viele Lieder sind aus dem 16. Jahrhundert überliefert. Es ist die Blütezeit des alten deutschen Volksliedes, die Zeit, in der Hans Sachs lebte (‚Der Maie, der bringt uns Blümlein viel’). Zu den schönsten Liedern gehören ferner ‚Es sungen drei Engel’, ‚Innsbruck, ich muß dich lassen’, ‚Ach Elslein, liebes Elselein’, und ‚Die beste Zeit im Jahr ist mein’.
Der Dreißigjährige Krieg hat viel vernichtet, und die Überlieferungen werden in der Folgezeit spärlicher. Der Liedermund des Volkes ist aber nie verstummt. So konnte der Dichter Johann Gottfried Herder in der zweiten Hälfe des 18. Jahrhunderts viele Volkslieder aufzeichnen und der Nachwelt erhalten. Auch andere Dichter, wie Goethe, Uhland und Hoffmann von Fallersleben, haben auf die Schönheit des Volksliedes hingewiesen.
Einige ihrer eigenen Gedichte wurden in Vedbindung mit Melodien so bekannt und beliebt, daß sie wie Volkslieder weiterleben., z.B. ‚Sah ein Knab ein Röslein stehn’, Es gingen drei Jäger wohl auf die Pirsch’, und ‚Alle Vögel sind schon da’.

Eine Wiederbelebung namentlich des älteren Volksliedes und des Volkstanzes erfolgte durch die Jugendgewegung zu Anfang des 20. Jahrhunderts. Die Jugend zog, die Laute umgehängt, hinaus in die freie Natur und sang und spielte Weisen, die allgemein längst vergessen waren. Man sammelte sie in einem Liederbuch, dem ‚Zupfgeigenhansel’. Volkstänze, wie unsere Großeltern und Urgroßeltern sie tanzten, kamen auf grünem Anger wieder zu Ehren. Viele Komponisten der Gegenwart, z.B. Paul Hindemith, Paul Höffer, Armin Knab, haben den Jugend mit Liedsätzen und Spielmusik nach Volksliedern reiches Musiziergut geschenkt.

Aus dem Liederbuch ‚Singt und spielt’ Velhagen & Klasing, 1966, ohne Autorenangabe

Written by einedeutscheweise

4. März 2012 at 01:29

Veröffentlicht in Musik, Video, Volkstum

Tagged with , ,

Agnes Miegel

with one comment

Agnes Miegel

Agnes Miegel
……………………………………..

Hörproben:
Mainacht
Mainacht
Trost
Trost
(um Abspielen der Audio-Dateien benötigen Sie eine MP3-Player-Software. Unter der Adresse http://software.mp3.com/software/ können Sie die benötigte Software für Ihr jeweiliges Betriebssystem kostenlos downloaden.)
…………………

Es war ein Land (Auszug)

Es war ein Land, – wo bliebst Du, Zeit?
Da wogte der Roggen wie See so weit,
Da klang aus den Erlen der Sprosser Singen
Wenn Herde und Fohlen zur Tränke gingen,
Hof auf, Hof ab, wie ein Herz so sacht,
Klang das Klopfen der Sensen in heller Nacht.
Und Heukahn an Heukahn lag still auf dem Strom
Und geborgen schlief Stadt und Ordensdom,-
In der hellen Nacht , – der Johannisnacht!

Es war ein Land, – im Abendbrand
Garbe an Garbe im Felde stand.
Hügel auf, Hügel ab, bis zum Hünengrab
Standen die Hocken, brotduftend und hoch,
Und drüber der Storch seine Kreise zog.
So blau war die See, so weiß der Strand
Und mohnrot der Mond am Waldesrand
In der warmen Nacht, – der Erntenacht!

Es war ein Land, – der Nebel zog
Wie Spinnweb, das um den Wacholder flog,
Die Birken leuchteten weiß und golden,
Und korallen die schweren Quitschendolden,
Die Eicheln knirschten bei Deinem Gehen
In den harten Furchen der Alleen.
Ein Stern nur blinkte, fern und allein,
Und Du hörtest im Forst die Hirsche schrein
In der kalten Nacht, – der Septembernacht

Es war ein Land, – der Ostwind pfiff,
Da lag es still wie im Eis das Schiff.
Wie Daunen deckte der Schnee die Saat
Und deckte des Elchs verschwiegenen Pfad,
Grau fror die See an vereister Buhne.

………………………………….

Agnes Miegel wurde am 9. März 1879 in Königsberg als Tochter einer angesehenen ostpreußischen Kaufmannsfamilie geboren. Zunächst wollte sie Lehrerin werden, reiste dann oft und war von 1920-1926 an der Königsberger „Ostpreußischen Zeitung“ tätig. Seither lebte sie nur noch ihrem dichterischen Schaffen.

Ihre ersten Balladen veröffentlichte Börries von Münchhausen in seinem „Göttinger Musenalmanach“ von 1898. Herb und eindringlich ist der Grundton aller ihrer Dichtungen, ob sie nun zarte Empfindungen des Herzens oder die erschütternde Wucht schwerer Schicksale schildert. Jedes ihrer Werke wurzelt in Gegenwart und Vergangenheit ihrer ostpreußischen Heimat. Die Veröffentlichung der „Gedichte“ (1901), der „Balladen und Lieder“ (1907) sowie der „Gedichte und Spiele“ (1920) hatten ihren literarischen Ruhm begründet. Auch wurde sie durch die Reihe von Erzählungen „Spaziergänge einer Ostpreußin“ bekannt. Im Jahre 1916 erhielt sie den Kleist-Preis.

Als die Universität Königsberg (Albertina) Agnes Miegel im Jahre 1924 die Ehrendoktorwürde anläßlich des 200jährigen Geburtstages von Immanuel Kant verlieh, befand sich die Dichterin bereits auf einem ersten Höhepunkt ihres Schaffens. Im selben Jahr war Agnes Miegel in Wien der Mejstrik-Preis zuerkannt worden und die Literaturkritik feierte sie schon damals als größte deutsche Balladendichterin oder als die größte lebende deutsche Lyrikerin überhaupt. Einige ihrer Gedichte wurden von Herbert Brust vertont. In Elbing erhielt die Agnes-Miegel-Schule ihren Ehrennamen.

Während der Zeit des Nationalsozialismus war Miegel eine bekennende Verehrerin Adolf Hitlers. Sie wurde bereits 1933 Mitglied in der Deutschen Akademie der Dichtung und war seit 1937 Mitglied der NS-Frauenschaft und seit 1940 Mitglied der NSDAP.

Miegel war auf Vortrags- und Lesereisen, bekam Ehrenbürgerschaften verliehen und publizierte eine Anzahl ihrer Werke. Im Jahre 1938 erschien auch ihr Gedicht: An den Führer. Dieses Gedicht entstammt dem erstmals 1940 im Eugen-Diederichs-Verlag erschienenen Gedichtband „Ostland“

Am 27.Februar 1945 mußte Agnes Miegel ihr geliebtes Königsberg für immer verlassen. Die beschwehrliche Flucht endete zunächst in Dänemark. Dort wurde die mittlerweile 66 jährige Miegel im Internierungslager Oksböl gemeinsam mit 36.000 weiteren Deutschen interniert. Knapp 2 Jahre nachdem ihre Flucht aus Königsberg begonnen hatte, durfte sie das Lager Oksböl verlassen und wurde am 14. November 1946 im niedersächsischen Apelern bei der befreundeten Familie von Münchhausen aufgenommen. Gemeinsam mit ihrer späteren Adoptivtochter Elise Schmidt und ihrer Freundin Heimgart von Hingst zog sie 1948 nach Bad Nenndorf. Nach der Währungsreform verdiente sich die mittellose Miegel ihr erstes Nachkriegsgeld mit handschriftlichen Abschriften ihrer Gedichte.

Keine andere Literatin vermochte ihre Heimat Ostpreußen und das Schicksal der Millionen Vertriebenen so eindrucksvoll darzustellen wie sie. Auch ihre Erzählungen, vorzugsweise über ostpreußische Schicksale und Menschen, haben einen hohen künstlerischen Stellenwert. Aus dem eigenen Erleben der Flucht und Vertreibung heraus schenkte sie nach dem Zweiten Weltkrieg vielen Ostdeutschen Trost und Hoffnung auf eine Rückkehr in die Heimat.

„Abschied von Königsberg“. (Auszug):

Wir wandern fort aus den zerstörten Gassen,
Doch wissen wir, die weinend Dich verlassen:
Wenn unsre Augen Dich nie wiedersehn,
Wenn wir vergehn mit unsrem Blut,
Mit unserm Hab und Gut,
Daß noch in Dir, o Mutter, Leben ist,
Und daß Du, Königsberg, nicht sterblich bist!

In Niedersachsen fand Agnes Miegel eine neue Heimat und schrieb voller Dankbarkeit an Prof. Steinacker nach Innsbruck: „Viel Gutes und Gütiges ist mir hier in Niedersachsen noch zuteil geworden.“ Doch besonders in Niedersachsen wird Agnes Miegel heute im Zuge der gegenwärtigen, immer hysterischer anmutenden, politischen Korrektheit verfemt und verfolgt. Namensumbenennungen von Straßen und Schulen sind „im Gespräch“ oder bereits erfolgt.

Als Grund für die Ächtung von Agnes Miegel in der heutigen BRD wird in der Hauptsache das von Miegel und weiteren 87 Künstlern unterzeichnete Gelöbnis treuester Gefolgschaft genannt. Doch das Gelöbnis wurde als Reaktion auf den kurz zuvor erfolgten Austritt Deutschlands aus dem Völkerbund unterzeichnet. Daß die Künstler um Miegel mit ihrer Treuebekundung nicht allein standen, beweist eine am 12. November 1933 erfolgte Volksabstimmung in der 95,1 % der Deutschen ebenfalls den Austritt aus dem Völkerbund befürworteten.
…………………….
Flüchtlingstreck
……………………

Wagen an Wagen

Um Allerseelen
In der dunklen Nacht,
Wenn vor uns stehen,
Die immer neu unserem Herzen fehlen, –
Erinnrung erwacht
An die alten Kirchen, die Hügel im Feld,
Wo sie schlafen, Vätern und Nachbarn gesellt,
In verlorener Heimat über der See, –
Und an alle, die hilflos und einsam starben,
An alle, die sinkend im Eis verdarben,
die keiner begrub, nur Wasser und Schnee,
Auf dem Weg unsrer Flucht, – dem Weg ohne Gnade!

Und wir ziehen im Traum verwehte Pfade
Wagen an Wagen, endloser Zug –
Der ein Volk von der Heimat trug!

Von Norden, von Osten kamen wir,
Über Heide und Ströme zogen wir,
Nach Westen wandernd, Greis, Frau und Kind.
Wir kamen gegangen, wir kamen gefahren,
Mit Schlitten und Bündel, mit Hund und Karren,
Gepeitscht vom Wind, vom Schneelicht blind, –
Und Wagen an Wagen.

Zuckend wie Nordlicht am Himmel stand
Verlassner Dörfer und Städte Brand.
Und um uns heulte und pfiff der Tod,
Auf glühendem Ball durch die Luft getragen.
Und der Schnee wurde rot.
Und es sanken wie Garben, die hilflos starben.
Und wir zogen weiter,
Wagen an Wagen, – –

Und kamen noch einmal, trügrisches Hoffen,
Durch friedliches Land.
Tür stand uns offen
Bei jenen, die nicht unser Leiden gekannt.
Sie kamen, sie winkten, sie reichten uns Brot, –
Sie luden die Not
Am warmen Herde zu sich als Gast.
Scheune und Stroh rief Müde zur Rast.
Doch wir konnten nicht bleiben.
Wir zogen vorüber,
Wagen an Wagen.

Und hörten durch Sturm und Flockentreiben
Das Glockenlied ihrer Türme noch
Und hörten doch
Das Dröhnen des Krieges, der hinter uns zog.
Und vom Wegkreuz bog,
Blutend, mit ausgebreiteten Armen,
Sich dorngekrönter Liebe Erbarmen.

Wir konnten nicht halten, wir konnten nicht knien.
Sie kamen hinter uns, Wagen an Wagen, –
Unsre Herzen nur schrien:
O blick nach uns hin!
Wir wandern, wir wandern, endloser Zug,
Volk, das die Geißel des Krieges schlug ,
Entwurzelter Wald, von der Flut getragen, –
Wohin?
Wohin? – – –

Agnes Miegel (1949)

Bekenntnis

Ich stieg, mein Volk, aus Dir wie Halm aus Acker steigt,
Du hast Dich, Heimat mir wie Mutter hold geneigt,
Ich ward – und sieh, Dein Hauch belebte meinen Geist
Ich wuchs in Deiner Haut von Deiner Hand gespeist
Ich durfte dienen Dir, wie Biene dient dem Schwarm,
Das macht mich reich und stolz – vertrieben noch und arm.

Wie hab ich mich gesehnt als Du noch frei von Ketten,
Heimat in Deinem Schoß zur Ruhe mich zu betten !
Nun muß ich fern von Dir und meinen Vätern sterben –
O laß mich Herr, ein Grab in deutscher Erde erben,
Und laß ein Lied von mir in unsrer Jugend leben,
Hab meine Hülle ich Dir längst zurückgegeben!

Kinderlied (1903)

Die Kinder gehn im Reigen,
Sie singen ihren alten Sang:
„Wir traten auf die Kette.
und die Kette klang.“

Die Kinder gehn im Reigen,
Wir stehen still dabei,
So sangen tausend Male
Daheim wir zwei.

Du trugst ein Kittelschürzchen,
Du warst so blond, du warst so fein,-
Mir ist, als war es heute
Früh im Morgenschein.

Mir ist, als gingen Stunden,-
Und gingen lange Jahre doch,-
Blick her, du hast die lieben unschuldgen Augen noch!

Ich halte deine Hände,
O lieber Kindersang:
Wir traten auf die Kette,
Und die Kette klang….
…………………………….

Und zwei Artikel und Gedichte „Es war ein Land“ „Die Nibelungen“
http://einedeutscheweise2.wordpress.com/2012/03/05/agnes-miegel-2/

Weiteres natürlich hier:
Agnes Miegel Gesellschaft
Text zu ihrem Lebenslauf aus: Metapedia
Gedichte,Bilder aus: kehrusker.net

Written by einedeutscheweise

4. März 2012 at 01:00